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Lokale Folklore entlang der EuroVelo 19– Maas-Radweg

Donnerstag, 16. Oktober 2025
Die EuroVelo 19 – Maas-Radweg ist 1.050 Kilometer voller Geschichten entlang des Flusses. Sie führt durch drei Länder, drei Kulturen – und mehr Legenden, als man sich vorstellen kann. Du entdeckst Frankreichs tiefe Wälder und Rebellenhöhlen, Belgiens märchenhafte Täler und die niederländischen Drachenkämpfe und Freiheits-Häfen. Jeder Kilometer fühlt sich an, als würdest du durch ein lebendiges Märchenbuch radeln. Und das Beste daran? Du bist die Hauptfigur – auf deinem Fahrrad.

Frankreich

Der Geschichte des EuroVelo 19 beginnt in Haute-Marne, Frankreich, wo die Maas entspringt, bevor sie nach Norden fließt. Lass dich nicht von der ruhigen Atmosphäre täuschen – die Legenden hier sind voller Dramatik. In der Nähe von Balesmes-sur-Marne findest du die Höhle des Sabinus, eines gallischen Rebellen, der gegen die römische Besatzung kämpfte und sich hier neun Jahre lang versteckte, bis er gefangen genommen und gefoltert wurde. Der Volksglaube verortet sein unterirdisches Versteck in dieser Höhle. Es gibt jedoch keine archäologischen Beweise für diese Annahme – du musst sie selbst besuchen und sehen, ob du seine Präsenz spürst.

EuroVelo 19 – Meuse Cycle Route (c) TRISTAN BOGAARD (15).jpg
EuroVelo 19 in Frankreich, Tristan Bogaard

Wenn du weiter in Richtung Ardennen radelst, wird die Landschaft wilder – und die Geschichten ebenso. Eine der eindrucksvollsten ist die Legende der Damen der Maas. Der Legende nach hatte im Jahr 1080 der Herr von Hierges drei Söhne, die die drei Töchter des Herrn von Rethel heirateten. Während die Ehemänner im Heiligen Land kämpften, brachen die Frauen ihre Treue. Am Tag des Falls von Jerusalem wurden sie zur Strafe in drei riesige Felsen verwandelt, die bis heute über dem Fluss thronen. Diese steinernen „Damen“ ragen noch heute 400 Meter hoch. Wenn du eine Pause vom Radfahren brauchst, kannst du eine 14 km lange Wanderung auf dem „Dames de Meuse“-Pfad unternehmen – mit unvergesslichen Ausblicken auf das Tal.

Belgien

Le Rocher Bayard
Le Rocher Bayard Jean-Marie Lison
Nach dem Überqueren der Grenze führt dich der EuroVelo 19 nach Belgien

– über 100 Kilometer Radfahren entlang der Maas, wo ruhige Flusslandschaften auf sagenhafte Geschichten treffen. Die belgischen Ardennen sind ebenso bezaubernd wie ihre französischen Nachbarn.

In Dinant erzählt man sich die Legende der vier Söhne des Aymon, die vor dem Hof Karls des Großen auf dem Rücken ihres Pferdes Bayard flohen. Bayard galoppierte durch Täler und Flüsse, vier Jungen gleichzeitig tragend, um dem Kaiser zu entkommen. Als Karl der Große sie beinahe eingeholt hatte, schlug Bayard mit den Hufen auf den Felsen und sprang über die Maas in Sicherheit. Der Fels zerbrach unter dem Druck des gewaltigen Sprungs. Der berühmte Rocher Bayard soll den Abdruck dieses Hufschlags zeigen.

Baskets Stokkem
Körbe aus Stokkem, Luc Daelemans Luc Daelemans

Beim Einradeln in Limburg spürt man förmlich die Spannung in der Luft. Limburg hat sich besonders durch die Bokkenrijders einen schelmischen Ruf erworben. Im 18. Jahrhundert wurden diese gefürchteten Räuberbanden der Hexerei beschuldigt – man sagte, sie ritten nachts auf Ziegen, nachdem sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten. Weiter nördlich, in Stokkem, wird der Ton ruhiger: Dort flechten lokale Handwerker noch heute Körbe aus den Schilfrohren der Maas – sie verwandeln Natur in Kunsthandwerk.

Auch der Schmuggel blühte hier einst: Kaffee, Butter und Tabak wurden im Schutz der Dunkelheit über die Grenze gebracht. Heute erinnert das Smokkelmarkt-Festival an diese kecke Vergangenheit – allerdings auf deutlich freundlichere Weise.

Und dann gibt es noch die Schutterijen, jahrhundertealte Schützengilden, die in historischen Uniformen paradieren. Wenn du das Glück hast, während des jährlichen Oud Limburgs Schuttersfeest dort zu sein, fühlt es sich an, als würdest du in ein mittelalterlich-modernes Volksfest hineinfahren – ein Beweis dafür, dass die Traditionen des belgischen Limburgs lebendig geblieben sind. Der belgische Abschnitt der Maasroute ist zwar kurz, steckt aber voller Legenden, die dich noch lange begleiten werden.

Niederlande

Southern Limburg castle ruins in Stein
Burgruinen von Stein, Süd-Limburg
Sobald du die Niederlande

erreichst, führt dich die Maasroute nach Süd-Limburg. Hier trifft atemberaubende Landschaft auf skurrilen Volksglauben. Kleine Wesen namens Auvermennekes sollen in und um das Schloss von Stein gelebt haben. Sie hausten in den geheimen unterirdischen Gängen des Schlosses und konnten sich unsichtbar machen. Der Legende nach ruhen sie tagsüber, kommen aber nachts in die Häuser, um still und leise zu helfen – sie putzen, waschen oder streichen die Wände. Wer weiß – vielleicht pumpen sie ja auch deine Fahrradreifen auf!

Die archäologischen Funde erinnern daran, dass dieses Tal schon Römer, Wikinger, Schmuggler – und nun dich – gesehen hat. Und wenn du spüren möchtest, wie das Leben zu Schmugglerzeiten war, kannst du in einem Escape Room buchstäblich in die Rolle eines Schmugglers schlüpfen!

Roman sandal, Brabant, Land van Cuijk
Römische Sandale, Brabant, Land van Cuijk

Die Fahrt durch Nord- und Mittel-Limburg bringt Legenden hervor, so bunt wie die Dörfer selbst. In Beesel führen die Einheimischen alle sieben Jahre ein großes Drachentöter-Spektakel auf, um den heiligen Georg zu feiern – mit Feuer und Musik. Roermond trägt eine dunklere Erinnerung an die Hexenprozesse, während in Weert Antje van de Statie die Stadt mit ihrem berühmten Weerter Kuchen berühmt machte. Ihre Statue am Bahnhof hält ihr Andenken lebendig, und der authentische Weerter Kuchen, noch immer nach altem Rezept gebacken, sorgt dafür, dass du gestärkt weiterfahren kannst.

Weiter entlang der Strecke erreichst du Noord-Brabant, wo das Land van Cuijk ebenfalls kuriose Geschichten bereithält. Eine erzählt von einem römischen Soldaten, dessen Sandale in der Maas verschwand, nachdem ein Geist ihn vor einem Angriff gewarnt hatte. Die andere Sandale kann man heute im Museum von Cuijk sehen. Eine weitere Legende handelt von der Duvelsklökske von Sambeek, einer Kirchenglocke, die angeblich in den Büschen verschwand, aber in stürmischen Nächten noch immer läutet. Mit etwas (Un-)Glück hörst du sie vielleicht selbst!

Wenn du nach Voorne-Putten weiterradelst und in die Stadt Brielle rollst, fährst du buchstäblich dorthin, wo die Niederlande ihren Anfang nahmen. Am 1. April 1572 stürmten die Watergeuzen – eine Flotte von „Seebettlern“ – den Hafen und vertrieben die spanische Besatzung. Von diesem Moment an begann der niederländische Unabhängigkeitskampf. Heute erzählen die Kopfsteinpflasterstraßen und über 400 Denkmäler diese Geschichte noch immer – sei es im Historisch Museum Den Briel oder bei einer 1.-April-Nachstellung (ja, mit Kostümen, Kanonen und Rufen von „Vive les Gueux!“). Selbst an einem stillen Tag fühlt sich das Radeln entlang des Hafens von Brielle an, als würdest du mitten durch die Geschichte fahren – das perfekte Ende, bevor die Maas dich zum Meer trägt.


Historic Museum Den Briel, Voorne-Putten
Historisches Museum Den Briel, Voorne-Putten

Ein Fluss voller Geschichten

Wie könnte man die Städte und Regionen entlang der EuroVelo 19 – Maasroute besser kennenlernen als durch ihre Legenden? Diese Geschichten sind nicht nur alte Mythen – sie sind lebendige Traditionen, bewahrt in lokalen Festen, Folkloremuseen und Feiern. Also, steig aufs Rad – die Geschichten des Flusses warten auf dich!