ADFC-Radreiseanalyse belegt Wachstum bei Kurzreisen

Insgesamt fällt auf, dass die Radreisen kürzer, spontaner und vielfältiger werden. Rund 5,4 Millionen Menschen in Deutschland haben der Analyse zufolge im vergangenen Jahr mindestens eine Radreise mit mindestens drei Übernachtungen unternommen. Dies ist zwar ein leichter Rückgang um 1,8% im Vergleich zu 2018, allerdings ist die Zahl der Kurzreisenden deutlich gestiegen. Kurzreisende unternehmen Radreisen mit maximal zwei Übernachtungen. Deren Zahl ist wochentags um 27% auf 5,2 Millionen und an den Wochenenden um 11% auf 6,8 Millionen hochgeschnellt. Auch Tagesausflüge per Rad bieten großes Potential für Destinationen. 34,3 Millionen Personen haben 2019 mindestens einen Tagesausflug in Freizeit oder Urlaub gemacht, was einem Anstieg um 5,5% entspricht.
In jeder der vom ADFC erfassten Kategorien der beliebtesten oder meist-frequentierten Routen befinden sich mehrere radtouristische Produkte, die auf Teilen von EuroVelo-Routen verlaufen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht mit Beispielen dazu, wie die EuroVelo-Routen abgeschnitten haben:

- In der Liste der zehn beliebtesten Radrouten 2019 in Deutschland hat sich der Ostseeküsten-Radweg (EuroVelo 10 – Baltic Sea Cycle Route) um fünf Plätze auf Rang vier vorgearbeitet. Der Main-Radweg, der auf Teilen der EuroVelo 4 – Mitteleuropa-Route verläuft, erreichte Rang sechs, während der Donau-Radweg (EuroVelo 6 – Atlantik-Schwarzes Meer) auf Platz acht liegt. Die beliebtesten Radrouten 2019 sind solche, die die Befragten in den vergangenen drei Jahren befahren haben und am besten bewerteten. Auf dem Podium stehen der Weser-Radweg, Elbe-Radweg und Ruhrtal-Radweg. Dabei ist zu bedenken, dass es in Deutschland 250 Radfernwege gibt.
- Der ADFC erfasst auch die „Befahrenen Radrouten 2019 in Deutschland“. Dies sind die Routen, auf denen die Befragten im vergangenen Jahr tatsächlich unterwegs waren. Hier liegt zum Beispiel EuroVelo 15 – Rheinradweg auf Platz drei.
- Unter den Top 5 der beliebtesten Radrouten im Ausland liegen der Donau-Radweg (EuroVelo 6 – Atlantic-Black Sea) auf Platz zwei und der Nordseeküsten-Radweg (EuroVelo 12 – Nordseeküsten-Route) auf Platz fünf.
- Zudem finden sich vier EuroVelo-Routen unter den Top 10 der geplanten Reiseziele 2020 in Deutschland, darunter auch der Rheinradweg (Rang sieben).
Die Analyse enthält eine Fülle weiterer Informationen:
- So nutzen zum Beispiel bereits 29% der Reisenden Elektroräder, verglichen mit 23% im Vorjahr.
- Der Mieträderanteil liegt insgesamt bei 7% (5% im Vorjahr).
- Jeder zweite nutzt das Fahrrad für Ausflüge oder Reisen.
- 40% der Radreisenden fahren nach dem Urlaub auch mehr Rad im Alltag.
- Die Wegweisung bleibt während der Radreise die wichtigste Orientierungshilfe: 72% sagten, dass sie sich während der Reise an der Beschilderung orientieren.
- 70% der Befragten, die Verbesserungsbedarf im Öffentlichen Verkehr sehen, halten die Kapazitäten der Deutschen Bahn zur Fahrradmitnahme für unzureichend.
- 72% wollen 2020 in Deutschland auf Radreise gehen, während 40% Radreisen in Europa ins Auge fassen.
- Wenn Deutsche ins Ausland radeln, dann am liebsten in die Niederlande, nach Österreich oder Italien.
Üblicherweise stellt der ADFC diese “bundesweite Erhebung zum fahrradtouristischen Markt” auf der ITB Berlin vor, die aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde. Daher präsentierten Frank Hofmann, Stellvertretender Bundesvorsitzender des ADFC, und Louise Böhler, Abteilungsleiterin Tourismus, die wichtigsten Ergebnisse diesmal in einer Online-Konferenz. Die Zahlen wurden zusammen mit dem Marktforschungsinstitut T.I.P. BIEHL & PARTNER GbR, Markt- und Tourismusforschung erhoben. Sie beruhen auf insgesamt drei Online-Erhebungen mit Anworten von mehr als 8.000 deutschen Radfahrer*innen. Die Ergebnisse der Analyse lassen sich hier einsehen: https://www.adfc.de/artikel/adfc-radreiseanalyse-2020/.
Titelbild: © ADFC/Gloger