EuroVelo zu Fuß: Eine fünfjährige Reise durch Europa
Im September 2016 begab sich der Skulpteur Jean-François Aillet auf eine 15.000 Kilometer lange Reise, die sich über fünf Jahre und 18 europäische Länder entlang des EuroVelo-Netzwerks erstreckte. Ziel seiner Pilgerreise war es, 7.000 Sandproben zu sammeln, welche 100 Strände an den 70 vom IFREMER (Französisches Forschungsinstitut für die Nutzung des Meeres) registrierten Meeren darstellen sollten. Diese Sammlung wird er später als Teil einer Skulptur namens Solitary Tides verwenden.
Jean-François Aillet kam am 19. September 2016 am Flughafen von Santiago de Compostela an. Vor sich schob er einen Wagen, der mit vier hellroten Fahnen und einer großen Karte geschmückt war. Dieser schwedische Hilfs-Rollator, Veloped, trug 120 kg Ausrüstung und sollte in den nächsten fünf Jahren sein zuverlässiger Reisebegleiter werden. Von Santiago de Compostela aus wanderte Aillet in die Küstenstadt Muxía, dem Ausgangspunkt seiner Reise. In den darauffolgenden fünf Jahren würde er den europäischen Kontinent zu Fuß bereisen, um nach 15.000 km zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren. Die meisten Nächte verbringt er in seinem Schlafsack unter freiem Himmel, und er vertraut auf die Gastfreundschaft von Fremden für Nahrung und Unterkunft.
Nach einem Zwischenstopp in der Kathedrale von Santiago de Compostela, um den Segen des heiligen Jakobus für seine Pilgerfahrt zu erhalten, machte er sich auf den Weg in den Golf von Biskaya. Sein Weg führte entlang der nordspanischen Küste nach Frankreich in Hendaye EuroVelo 1 - Atlantic Coast Route. Gegen Ende 2016 begann er seine Wanderung Richtung Norden entlang EuroVelo 1 – der Atlantikküsten-Route, durch die berühmten Weinberge von Bordeaux und die historische Hafenstadt La Rochelle bis nach Nantes. Dort setzte er seine Reise an den Ufern der Bretagne nach Norden fort, um sich im Juni 2017 nach Morlaix EuroVelo 4 - Central Europe Route zu begeben. Nur wenige Wochen später erhob sich der prächtige Mont-Saint-Michel in der Ferne.
Nach einigen Monaten der Ruhe nahm Jean-François seine Reise in Südengland wieder auf. Nachdem er die weißen Klippen von Dover erreicht hatte, nahm er die Fähre nach Calais und begab sich über EuroVelo 4 zur belgischen Grenze, wo EuroVelo 12, die Nordseeküsten-Route, auf ihn wartete. Auf EuroVelo 12 durchquerte er belgische und niederländische Badeorte und kam im Juli 2018 im pulsierenden Handelszentrum Hamburg an.
Anschließend reiste er über drei verschiedene EuroVelo-Routen durch Dänemark nach Norwegen und Schweden: EuroVelo 3 – Pilger-Route, EuroVelo 12 – Nordseeküsten-Route, und EuroVelo 7 - Sonnenroute.
Während dieser Artikel noch geschrieben wird, ist Jean-François schon in Finnland und wandert nach Helsinki über die EuroVelo 10 – Ostseeküsten-Route. Von dort aus wird er über die EuroVelo 11 – Osteuropa-Route die baltischen Staaten durchqueren und voraussichtlich Ende 2019 über die EuroVelo 2 – Hauptstadt-Route Berlin erreichen. 2020 wird er von Berlin über Prag, Wien und Venedig nach Rom reisen und entlang der Routen EuroVelo 7 – Sonnen-Route, EuroVelo 9 – Ostsee-Adria-Route und EuroVelo 8 – Mittelmeer-Route unterwegs sein. Seine große Reise wird er 2021 mit der Rückkehr nach Muxia beenden, wo 2016 alles begann
Sandproben, The Cube und Solitary Tides
Was war der Zweck der Wallfahrt von Jean-François? 7.000 Sandproben von verschiedenen Stränden und Flussufern auf der ganzen Welt zu sammeln. Die ersten 1.000 Proben werden in einer Box aufbewahrt, die er "The Cube" nennt. Diese Box brachte der französische Astronaut Jean-François Clervoy auf Bitte von Jean-François ins All und wieder zurück. Wohin Jean-François auch geht, er trägt nun den Würfel mit sich auf seinem Veloped herum. Derzeit liegt die Anzahl der Proben bei 1.700. Sobald die Sammlung fertig ist, wird sie das Herzstück seiner monumentalen Skulptur namens Solitary Tides werden.
Erfahren Sie mehr über die Pilgerreise durch Europa und das Kunstprojekt von Jean-François Aillet: http://www.aillet.com
Bitte beachten Sie, dass die EuroVelo-Routen auf einer Vielzahl von verschiedenen Infrastrukturtypen (z.B. öffentliche Straßen, zugeordneten Radwegen, Grünflächen usw.) liegen. Einige davon sind möglicherweise nicht für andere Verkehrsträger geeignet. Bitte konsultieren Sie die entsprechenden nationalen Rechtsvorschriften, bevor Sie Ihre Reise beginnen. Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an das zuständige Nationale EuroVelo-Koordinationszentrum.