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EV11

Von Griechenland nach Estland: Reisen entlang EuroVelo 11 - Osteuropa-Route

Freitag, 29. Januar 2021
Claire und Olivier sind zwei junge französische Radfahrer. Nachdem sie 2018 das Radreisen für sich entdeckt hatten, begaben sie sich im Sommer 2019 auf ihre erste "große" Reise: zweieinhalb Monate lang fuhren sie von Griechenland nach Estland entlang der EuroVelo 11 - East Europe Route.

Über das Projekt

Der erste Tag unserer Reise!

Das EuroVelo-Netzwerk bietet großartige Möglichkeiten, Europa mit dem Fahrrad zu entdecken. Das Netzwerk wird ständig verbessert, was bedeutet, dass einige Routen derzeit noch in der Entwicklung sind. Eine dieser Routen ist EuroVelo 11 - Osteuropa-Route, die vom äußersten Norden Norwegens bis nach Athen durch elf Länder führt. Wir dachten, dass erhöhte Aufmerksamkeit und zusätzliche Informationen über EuroVelo 11 der weiteren Entwicklung der Route und dem Nutzen der Radfahrergemeinschaft dienen könnten. Daher war das Ziel unserer Reise, Daten über diese Route zu sammeln und sie zu teilen.

Wir haben neun Routenführer geschrieben - einen für jedes Land, das wir durchquert haben. Sie sind kostenlos, mit den jeweiligen GPX-Tracks, auf unserer Website in Französisch verfügbar. Für jegliche Informationen über unsere Reise, kontaktieren Sie uns gerne.

Vorbereitung

Da sich einige Abschnitte der EuroVelo 11 noch in der Planungsphase befinden, mussten wir eine genaue Reiseroute vorbereiten. Das Ziel war es, so nah wie möglich an der auf EuroVelo.com beschriebenen Route zu sein. Da Radreisen jedoch einige unerwartete Schwierigkeiten mit sich bringen können und wir uns auf unsere eigenen Bedürfnisse (Essen, Schlafplatz) einstellen mussten, folgten einige Teile unserer Reise nicht vollständig der beschriebenen Route.

Los geht's!

Endlich, hier sind wir, bereit, Europa von Süden nach Norden zu durchqueren! Als wir diese Reise im Juni 2019 antraten, waren wir ausgesprochen aufgeregt und begeistert.

Auf der Suche nach einem Tapetenwechsel von unserem Alltag boten unsere ersten Pedaltritte in Griechenland genau das. Wir starteten in Athen und fuhren in Richtung Theben. Die riesigen Ebenen des griechischen Binnenlandes waren eine ziemliche körperliche Herausforderung. Obwohl sie flach waren, war die Hitze sehr anstrengend. Nichtsdestotrotz war es sehr lohnend, durch die Landschaft und die kleinen Dörfer zu radeln und freundliche Einheimische zu treffen. Eines Tages, als wir unter der prallen Sonne bei 46°C unterwegs waren, mussten wir in einem Dorf anhalten. Ich weiß nicht, wie wir aussahen, aber ein alter Mann hatte so viel Mitleid mit uns, dass eruns eine kalte Dusche mit seinem Gartenschlauch anbot, um uns abzukühlen!

Entland der Straßen in Griechenland sind zahlreiche Mini-Kapellen aufgestellt

Die mit Olivenbäumen bepflanzten Hügel und das Meer als Hintergrund formten eine wirklich herrliche Landschaft. Ein Vorteil der Hitze war, dass wir unseren Tagesplan ändern mussten, um gegen 5 Uhr morgens aufzuwachen. Dies erlaubte uns, die Frische und die Ruhe des Morgens zu genießen.

Wir begegneten keinen größeren Problemen, abgesehen von den Hunderudeln, die wir jeden Tag am Straßenrand lauern sahen, bellend und zähnefletschend. Wir wurden zwar nie angegriffen, aber sie gaben uns trotzdem einige Adrenalinschübe!

Was uns in Griechenland überraschte, war der Kontrast zwischen den ländlichen Gebieten im Landesinneren und den touristischen Küstenabschnitten. An einem Tag konnten wir beobachten, wie Ziegenbauern morgens ihr Vieh auf die Felder brachten, während wir abends Strandresorts mit teuren Autos und Geschäften sahen. Ich denke, das ist das Schöne am Radreisen. Man kann nicht von einem touristischen Ort zum anderen fahren, sondern muss Regionen durchqueren, die weniger frequentiert und damit authentischer sind.

EuroVelo 11 Beschilderung in Ungarn!

Wir waren froh, nach Nordmazedonien zu fahren, um ein für uns unbekanntes Land zu entdecken. Wie in Griechenland wurden wir herzlich empfangen. Wir wurden sogar eingeladen, in einem Kloster zu schlafen!

Die EuroVelo 11 läuft durch die Hauptstadt Skopje, die uns wirklich beeindruckt hat. Diese Stadt ist anders als alle anderen europäischen Hauptstädte. Sie mischt alle Arten von architektonischen Stilen auf eine eklektische Art und Weise. Wir empfehlen dringend einen Besuch. Vor allem der alte Basar, ein überdachter Markt, ist ein Muss.

Unsere Reise ging weiter nach Serbien. Die Berge und Hügel im Süden des Landes brachten uns mehr Steigungen als erwartet. Doch die ruhigen Straßen ohne Autoverkehr, die Durchquerung kleiner Dörfer und die Sympathie der Menschen haben uns verzaubert. Einige Einheimische gaben uns frisches Wasser, wenn wir in der Sonne schwitzten, was uns ermutigte, bei den vielen Anstiegen nicht aufzugeben. In Serbien genossen wir auch die preiswerten Campingplätze und Restaurants. Das war die Gelegenheit, einheimisches Essen wie zum Beispiel wie Sarma oder Prebranac zu probieren.

Entland des Tiszasees, alleine auf unserem Radweg!

Wie in Griechenland und in Nordmazedonien ist das Radfahren hier nicht sehr verbreitet - außerhalb der großen Städten gibt es keine Infrastruktur für Radfahrer. Die Route verläuft jedoch hauptsächlich auf kleinen Wegen, die größere Straßen meiden. Gelegentlich mussten wir jedoch auf dem Seitenstreifen von Autobahnen fahren, um weiterzukommen.

In Ungarn sahen wir zum ersten Mal auf dieser Tour Radwege mit EuroVelo 11 Schildern. Etwa die Hälfte der Strecke verläuft auf Radwegen. Wir folgten dem Fluss Tisza für fast 300 km, indem wir einen Weg entlang eines Deiches benutzten. Es gibt keine Straße in der Nähe, nur Felder und Wälder, so dass wir viele Tiere sahen: Störche, Rehe, Hasen... Dies ist wirklich ein toller Abschnitt von EuroVelo 11.

Als nächstes durchquerten wir die Slowakei, mit einem kurzen Halt, um Kosice zu bewundern, eine schöne östliche Stadt, bunt und lebendig. In Polen gibt es ein sehr gut ausgebautes Netz von kleinen Straßen auf dem Land, das sich hervorragend zum Radfahren eignet. Wir empfehlen sehr, in Krakau zu übernachten. Die Stadt ist unvergleichlich schön und hat eine sehr reiche Geschichte zu erzählen.

Blick aus unserem Zelt, EuroVelo 11 bietet fantastische Naturabschnitte

Litauen war das erste baltische Land auf unserer Route. Dies markierte auch eine Veränderung in unserer Reise, ab diesem Punkt fühlten wir uns wirklich mit der Natur verbunden. In den vorherigen Ländern wechselten wir zwischen Campingplätzen und Hotels als Übernachtungsmöglichkeiten ab. In den baltischen Ländern hatten wir viel Spaß daran, in unseren Biwaks in völliger Abgelegenheit zu schlafen. Nach einem anstrengenden Tag in einem See mit kristallklarem Wasser zu schwimmen, ist unbezahlbar!

Die Radwege verstärkten dieses Gefühl noch. In Litauen und Lettland sind die meisten Wege, denen wir folgten, nicht mit Beton oder Asphalt gepflastert, sondern unbefestigt. Das gab uns wirklich das Gefühl von Natur und Freiheit.

In Estland ist EuroVelo 11 deutlich ausgeschildert, mit Schildern in regelmäßigen Abständen. Die Radinfrastruktur ist gut ausgebaut, mit Radwegen, Campingplätzen, Toiletten... Wir können die baltischen Länder für Radreisen nur empfehlen.

Und dann tauchte plötzlich hinter einer Ecke die Ostsee auf. Das Ziel unserer Reise lag direkt vor uns. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, und wir mussten zurück nach Frankreich, um unser Studium zu beenden. Aber diese Reise verstärkte unsere Liebe zum Radreisen und unsere Entschlossenheit, in Zukunft für längere Zeit zu reisen.

Die wunderschöne Stadt Tallinn als letzte Station unserer Reise

Text und Fotos: Claire

Für weitere Informationen können Sie Claire und Olivier auf ihrem Blog oder auf Instagram folgen.