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Eine Reise auf der Atlantikküsten-Route bevor die Welt erobert wird!

Freitag, 31. Januar 2020
Letzten Sommer machten Ben van Baardwijk und Linda Reimersdahl eine 30-tägige Testfahrt in Irland, um sich auf ein bevorstehendes Abenteuer rund um die Welt vorzubereiten.

Von Rosslare, am südöstlichsten Punkt des Landes, radelten sie zunächst auf der EuroVelo 1 - Atlantikküsten-Route westwärts in Richtung Waterford. Anschließend verließen sie die EuroVelo-Route und bogen nach Norden ab. Im Nordwesten Irlands trafen sie wieder auf die EuroVelo-Route und setzten die Reise entlang des rauen Antlantiks in Richtung Süden fort.

Die Tour war Teil ihrer Vorbereitung auf eine siebenjährige Fahrradreise um die Welt. Dabei werden sie nicht nur alle Kontinente überqueren, sondern auch etwa 100.000 km zurücklegen. Diese zu 100 % CO2-neutrale Reise wird einem guten Zweck dienen: Für jeden gefahrenen Kilometer werden sie 1 € sammeln, um Menschen zu helfen, die in Armut leben. Drei Monate vor Beginn ihres großen Abenteuers haben sie beschlossen, ihre Mission mit der EuroVelo-Community zu teilen!

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Linda und Ben

"Wir planen unsere Fahrradtour um die Welt seit September 2017. Bei unserer Hochzeit am 24. Juni 2018 präsentierten wir unsere geplante Route auf einer Karte und baten um Geschenke, damit wir robuste und zuverlässige Fahrräder kaufen konnten. Der Aufbau unserer Website, die Suche nach einem Designstudio sowie Sponsoren hat uns neben der Gründung unserer neuen Stiftung XPLORid in den Jahren 2018 und 2019 auf Trab gehalten. Wir haben immer noch vor uns, unsere Wohnung zu räumen, damit wir sie vermieten können. Daneben müssen wir noch unsere internationale Krankenversicherung abschließen und einen Zweitpass beantragen. So langsam sind wir aber bereit!

Jetzt sind es nur noch 3 Monate. Die Zeit tickt. Am 29. März werden wir eine Spendenaktion für unsere Familie, Freunde und Bekannten veranstalten. Der große Aufbruch ist für den 4. April geplant. Wir werden von unserer Heimat Maastricht aus in Richtung Osten radeln, durch die Türkei, den Iran, China und die Mongolei. Dann in den Süden, um Indien, Indonesien und Australien zu besuchen. Anschließend fahren wir nach Kanada und in die USA. Durch Mittelamerika werden wir den ganzen Weg bis nach Patagonien radeln. Schließlich fahren wir entlang der Westküste Afrikas zurück nach Europa.

Doch zunächst kehren wir zu unserer Fahrt in Irland im August 2019 zurück.

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Das beladene Fahrrad

Nach unserer Ankunft in Rosslare mit dem Boot waren wir direkt in Richtung Waterford, teilweise auf der EuroVelo 1 – Atlantikküsten-Route unterwegs. Wir wollten nicht im geschäftigen Waterford selbst übernachten, also fuhren wir ein Stück weiter. Mit einem freundlichen Einheimischen beschlossen wir, unser Zelt für eine Nacht in seinem Garten aufzuschlagen. Unser unerwarteter Besuch war eine angenehme Überraschung für ihn und wir konnten in dieser ersten Nacht in Irland wohlbehalten in unserem Zelt schlafen.

Für die nächste Etappe unserer Reise ließen wir die Atlantikküsten-Route hinter uns und fuhren nach Norden in Richtung Dublin. Unterwegs radelten wir durch die wunderschönen Wicklow Mountains. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und dem Verkehr. Aber in der zweiten Woche waren die Wettergottheiten weniger wohlwollend zu uns: Von Zeit zu Zeit gab es einen großen Regenschauer. Regenmantel an, Regenmantel aus, Kapuze auf, Kapuze ab, Regenhose an, Regenhose aus, Sonnenbrille an, Sonnenbrille aus. Wir konnten uns darüber lustig machen. Es muss wie eine Kostümparty ausgesehen haben.

Zu diesem Zeitpunkt wurden wir zum ersten Mal in ein vollwertiges irisches Frühstück eingeführt, und es wurde zu einem regelmäßigen Bestandteil unserer Reise. Wenn man so viele Kalorien am Tag verbrennt, schreit der Körper nach Essen!

In County Donegal sind wir wieder auf die EuroVelo 1-Route zurückgekehrt. Mit einigen Seen und hohen Bergen im Hintergrund war die Strecke überwältigend. Jedes Mal als wir an die Küste kamen, haben wir es genossen, Ebbe und Flut zu beobachten. An einer Stelle folgten wir einem kleinen Stück einer regionalen Fahrradroute, die direkt am Strand entlang führte.

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Die alternative Route bei Ebbe

Von Westport nach Galway führte die Route abseits der ausgetretenen Pfade durch die Natur. Von Weitem konnten wir manchmal ein einzelnes Haus im Landesinneren sehen, wobei die Dörfer sehr weit voneinander entfernt waren. In Galway angekommen, war es eine große Umstellung in einer überfüllten Stadt zu sein!

Linda und Ben am Healy Pass weiter südlich

Jeder, den wir unterwegs trafen, riet uns, auch Dingle zu besuchen, also folgten wir dem Rat. Der Conor-Pass, der nach Dingle führt, war nicht leicht zu überqueren, vor allem wegen des stürmischen Gegenwinds und des starken Regens. Linda musste ihr Fahrrad einige Male schieben. Sogar Ben dachte manchmal, er würde von seinem Fahrrad geweht werden. Doch der Blick von oben ließ uns all diese Strapazen vergessen. Die Route entlang der Küste Dingles war herrlich: atemberaubend blaues Meer mit Felsen und saftig grünem Gras im Hintergrund. Der Nebel ließ es mythisch und geheimnisvoll erscheinen.

Weiter südlich erinnerte uns der Ballaghbeama-Pass an eine Szene aus der Filmtrilogie Herr der Ringe: Gigantische Felsen rechts und links und mit einer schmalen Straße, die hindurch führte. Bis nach Waterford brauchten wir noch ein paar weitere Tage und schlossen somit unsere Tour durch Irland ab.

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Die Szene von Herr der Ringe

Aufgrund unserer Erfahrungen in Irland haben wir beschlossen, ein paar Änderungen für die Planung unserer Weltradtour vorzunehmen. Das betrifft vor allem die folgenden Themen:

Linda vor einem Frühstücks-Café

Das Gepäck: Das Wichtigste wird sein, dass wir weniger Gewicht mit uns tragen. In Irland hatten wir eindeutig zu viel dabei. Die Notration muss auf ein Minimum beschränkt werden. Allgemein reicht es aus, Essen für einen Tag bei sich zu haben. Außerdem lassen wir bequeme Campingstühle zu Hause und Ben wird ein paar Kilo von Lindas Gepäck übernehmen. Damit wir Berge leichter hinauf kommen, werden wir die Kettenblätter unserer Fahrräder tauschen. Das kleine Kettenblatt wird vorne und das große hinten angebracht.

Erforderlicher Ruhetag: Nach 6 Tagen Radfahren muss man sich einen Tag frei nehmen. In Irland waren wir an einen Zeitplan gebunden, weil wir die Fähre pünktlich erreichen wollten. Deshalb radelten wir 30 Tage ohne Unterbrechung. Wir beide wollten so schnell wie möglich in der Nähe der Fähre sein. Nach wenigen Tagen waren wir so sehr im Fluss, dass wir uns tatsächlich gar nicht ausruhen wollten. Aber nach den insgesamt 30 Tagen waren wir richtig müde!

Nasse Füße: Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert, um unsere Füße im Regen trocken zu halten. Aber nichts hat funktioniert, als wir fünf Stunden im Regen unterwegs waren. Trotz unserer wasserdichten Socken hatten wir am Ende nasse Füße. Nun haben wir uns regenfeste Überschuhe gekauft, in der Hoffnung, dass wir trocken bleiben.

Oszillationen/Schwingungen: Beide Fahrräder waren starken Schwingungen ausgesetzt, das heißt sie waren nicht stabil genug. Um das zu beheben, haben wir jeweils ein "ViscoSet"¹ auf den Gabelkopf unserer Fahrräder angebracht. Trotz unserer schweren Beladung, hat das die Schwingungen komplett behoben.

Genau wie in Irland werden wir während unserer Welttour hauptsächlich Zelten. Wildes Zelten ist oft verboten und nicht immer sicher. Deshalb versuchen wir Einheimische zu fragen, ob wir unser Zelt in ihrem Garten, ihrer Garage oder ihrem Schuppen aufstellen können. Auf diese Weise werden wir vielen Menschen begegnen, die in unterschiedlichen Bedingungen leben. Häufig laden sie uns zu sich nach Hause ein und stellen uns ihren Familien vor. Fremde teilen manchmal ihr Essen mit uns und bieten uns Schutz an. Die Menschen wollen wissen, woher wir kommen und wohin wir fahren. Sie haben ihre Bedürfnisse, Sorgen, Wünsche und Träume, und doch zeigen sie enorme Großzügigkeit und Gastfreundschaft. Wir möchten den Menschen, denen wir begegnen werden, helfen, wenn sie es brauchen.

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Schlafplatz von Linda und Ben im Stroh

Mit Spenden können wir sie auf direktem Wege unterstützen; nicht indem wir ihnen Geld geben, sondern indem wir die Dinge kaufen, die sie brauchen. Beispielsweise Lebensmittel, eine Ziege, ein Schaf oder eine Kuh, einen neuen Kühl- oder Gefrierschrank. Wir wollen die Kosten für die Reparatur eines Fahrrads, Mopeds, Autos oder die Rechnung für einen Arztbesuch und Medikamente übernehmen. Sie könnten auch Kleidung oder ein neues Dach gebrauchen. Um diesen Traum verwirklichen zu können, sammeln wir 1 € für jeden Kilometer, den wir mit dem Fahrrad zurücklegen.

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Die Seen und Berge von Irland

Fazit: Irland ist ein wunderschönes grünes Land mit sehr großzügigen Menschen. Obwohl die Iren selbst nicht viel mit dem Rad zu fahren scheinen, sind wir nicht in gefährliche Verkehrssituationen geraten. Dazu beigetragen hat natürlich auch, dass wir hauptsächlich Nebenstraßen nutzten. Jedoch beachten Sie: Sie können mit einigen herausfordernden Hügeln und starken (Gegen-) Winden inklusive Regen konfrontiert werden - es gibt einen Grund, warum Irland so grün ist!² Dennoch war es alles in allem die perfekte Vorbereitung für unsere Welttour.

Erfahren Sie mehr über die Abenteuer von Ben & Linda in ihrem Blog www.xplorid.today. Sie finden sie auch auf Instagram, Facebook, Twitter und Youtube.

Alle Fotos sind von Ben van Baardwijk und Linda Reimersdah aufgenommen worden.

¹ViscoSet = Durch die Verwendung speziell konstruierter Dämpfungsplatten über dem Kugellager stoppt ViscoSet die Schwingung. So steigt sie nicht auf ein bedrohliches Maß an. Diese mikrodünnen Platten werden in einer verkapselten Kassette eingeschoben und sowohl mit dem Rahmen als auch mit dem Gabelschaftrohr verbunden. Wenn sie gegeneinander rotieren, sorgt ein Fluorkohlenstoffgel zwischen jeder Schicht für eine viskose Dämpfung und stoppt die Schwingung des Lenkers, bevor sie auf ein bedrohliches Maß anwachsen kann.

²Anmerkung der Redaktion: Der Gegenwind an der irischen Atlantikküste wird am besten vermieden, indem mit dem Fahrrad von Süden nach Norden gefahren wird. Die vorherrschenden Winde kommen nämlich aus Südwest.