"Nehmt Eure Fahrräder und entdeckt die Welt!"
Hallo zusammen!
Mein Name ist Azur. Ich bin fünf Jahre alt, und heute möchte ich Ihnen von meiner Reise entlang des Rheins erzählen, dem Radweg EuroVelo 15, der mich von einem Berggipfel in der Schweiz zur Nordsee in Holland führte.
Zuerst muss ich Ihnen sagen, dass ich kein Fahrradanfänger bin. Ich habe das Fahrradfahren immer geliebt. Es fing alles an, als ich ein Jahr alt war und zu meinem Geburtstag ein Balance-Bike bekam. Meine Güte, das Ding hat vielleicht Spaß gemacht! Ich bin mit Begeisterung und so oft wie möglich auf dem BMX-Dirt-Track unterwegs gewesen und schnell die Pisten hinuntergepest! Später, als ich zwei Jahre alt war, bekam ich vom Weihnachtsmann mein erstes BMX-Rad. Ich habe gelernt, wie man Tricks, Sprünge und Bunny Hops macht. Die Skateparks wurden zu meinem zweiten Zuhause, und, um ehrlich zu sein, gehe ich immer noch sehr oft dorthin. Auf meinem Instagram-Account seht ihr Videos von mir.
Als ich vier Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern ein Fahrrad mit sieben Gängen, und dann machten wir uns auf den Weg zu einem Abenteuer entlang der Norfolk Coast. In sechs Tagen bin ich 184 Kilometer gefahren. Alle waren stolz auf mich wegen dieser Leistung, und selbst ich war begeistert, dass ich die Fahrt geschafft hatte und so viele neue Landschaften und Tiere entdeckte, wie die Robben am Blakeney Point. Ich hatte keine Ahnung, dass Radfahren auf langen Strecken so anstrengend ist!
Nach unserer Rückkehr begannen meine Eltern, unsere Sommerreise zu planen. Sie suchten nach einer nicht allzu hügeligen Strecke, und es kam ihnen die Idee, dass die Donau oder der Rhein wahrscheinlich eine gute Wahl sein würden. Die Donau ist jedoch ein riesiger Fluss, und niemand glaubte, dass diese Strecke in nur vier Wochen bewältigt werden könnte. Aber der Rhein schien angemessener, und meine Eltern konzentrierten sich von nun an darauf. Es ist wohl unnötig zu sagen, dass ich keine Ahnung hatte, was mich erwartete! Ich war überglücklich, den Flieger von London zu nehmen und dann mit dem Zug von Basel nach Disentis zu fahren. Es war ein weiter Weg, aber als wir ankamen, war ich sprachlos angesichts der Landschaften. Es war wirklich heiß, aber dort, auf dem Gipfel des Berges, fühlte es sich kühler und doch sehr trocken an, und der Himmel war blau, fast ohne Wolken. Als wir aus Disentis heraus radelten, mussten wir gleich einige Hügel erklimmen, aber wir wurden auch mit tollen Aussichten und langen Abfahrten zurück ins Tal belohnt. Ich liebte es, schnell bergab zu fahren und meinem Vater so dicht wie möglich zu folgen. Ich habe einmal fast 45 km/h erreicht! Erstaunlich! Als wir im Tal waren, sahen wir den Rhein, der türkisfarben war, eine meiner Lieblingsfarben. Er sah so rein aus, fühlte sich kalt an und floss schnell wie ein Strom. Um uns herum konnten wir einige schneebedeckte Gipfel sowie Greifvögel am Himmel sehen. Es war wirklich magisch.
Auf unserem Weg erreichten wir den Bodensee. Zusammen mit dem Bergteil ist der See einer meiner Lieblingsplätze auf der ganzen Reise. Der letzte Sommer war sehr heiß, aber der See war so erfrischend! Wir hielten an, um zu schwimmen und so oft wie möglich darin zu spielen, und das bleibt eine wunderbare Erinnerung. Um von den Bergen kommend den See zu erreichen, muss man durch mehrere Länder reisen. Es hat Spaß gemacht, zunächst in der Schweiz, dann in Liechtenstein, Österreich und später am See und Deutschland zu sein. Ich habe immer versucht, anhand der Autokennzeichen zu erraten, wo wir waren, aber das war keine leichte Aufgabe!
Die Reise ging weiter und führte mich an viele bezaubernde Orte: den Rheinfall, Bad Säckingen, wo Europas größte überdachte Brücke steht, die französische Festungsstadt Neuf-Brisach, Straßburg mit seinem schönen Dom, die deutsche Industrie- und Universitätsstadt Mannheim und die hübsche Altstadt von Mainz......
In Frankreich folgten wir einem schnurgeraden Kanal für Dutzende Kilometer. Dann habe ich gelernt zu radeln, ohne meinen Lenker zu halten! Wie cool ist das denn? Mein Vater und meine Mutter nannten mich Zirkusjunge, weil ich so tat, als würde ich auf etwas trommeln oder beim Radfahren videospielen :)
Ich genoss die Fahrt immer noch, aber ich muss sagen, dass in Deutschland der Rhein viel stärker industrialisiert ist, kleine Städte zu Großstädten wurden, Türkis zu Braun, Wildbäche zu weiten und schiffbaren Gewässern und oft Stille zu Lärm. Das Ganze sah etwas weniger schön aus, als wir es gewohnt waren, aber dennoch war es interessant zu sehen, wie sich ein Fluss entwickelt und wie das Leben um ihn herum organisiert ist: die Fabriken, die Elektrizitätswerke, die Städte, aber auch die majestätischen Schlösser, die schönen und frischen Weinberge, die kleinen Bauerndörfer und andere touristische Orte wie der Lorelei-Felsen..... Ich liebte es auch, auf den Fähren den Fluss zu überqueren, manchmal bis zu dreimal täglich, und auch der Anblick dieser großen Schiffe auf dem Rhein war beeindruckend.
Der letzte Teil unserer Reise führte uns nach Holland. Ich war schon einige Zeit zuvor dort gewesen, aber nie hatte ich mit so starkem Gegenwind wie bei unserer Ankunft zu kämpfen. Das Land sah schön, abgelegen und ruhiger aus als die vorhergehenden Kilometer. Bevor wir in Rotterdam ankamen, kamen wir an einem schönen Ort namens Kinderdijk vorbei, wo wir 19 alte Windmühlen zählten, von denen einige noch in Betrieb waren. Ich habe eine von ihnen besucht, ebenso wie den Nachbau eines kleinen Dorfes, das die niederländische Lebensweise im 18. Jahrhundert zeigt. Es war fantastisch!
Endlich machten wir uns auf den Weg zu dem Ort Hoek van Holland, dem letzten Ziel unserer Reise, und meine Mutter, mein Vater und ich gingen in der Nordsee schwimmen, um unsere große Leistung zu feiern! 26 Tage zuvor hatten wir unsere Reise begonnen und waren 1.440 Kilometer durch sechs Länder gefahren. Meine Eltern wiederholten immer wieder, dass sie nicht glauben konnten, dass ich das Ganze mitgemacht hatte, ohne mich jemals zu beklagen, und es stattdessen genossen hatte. Die Wahrheit ist, dass ich jeden Abend, während sie das Zelt aufbauten und kochten, noch etwas Energie übrig hatte, um Fußball zu spielen, zu schwimmen, zu laufen, zu lachen und über die außergewöhnlichen Orte zu sprechen, die wir Tag für Tag entdeckt hatten, und das dank des unglaublich gut ausgebauten EuroVelo 15 - Rheinradwegs, ohne den nichts von dem möglich gewesen wäre.
Jetzt habe ich nur noch eins hinzuzufügen. Bevor wir dieses Abenteuer begannen, dachte niemand, dass ich das Ganze wirklich schaffen könnte. Es ist einfach passiert, ich konnte es, und es war eine der besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Indem ich dies schreibe, möchte ich jeden von euch ermutigen, der noch zögert: Nehmt eure Fahrräder und geht die Welt entdecken. Tut es, und Ihr werdet verblüfft sein, wie magisch alles wird, wenn man es von innen sieht, wenn man es in einem menschlichen Tempo erfährt, wenn man sich dafür Zeit lässt, um es wertzuschätzen, zu verstehen und sich einzuprägen. Ich für meinen Teil weiß bereits, dass nichts in der Lage sein wird, die Magie dieser Reise aus meiner Erinnerung zu löschen. Ich bin jetzt ein Teil des Rheins, und der Rhein ist ein Teil von mir!
Es bleibt nach all dem nur eine Frage, und die lautet: Was kommt als nächstes?
Vollständiger Film:
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